oder: Von einem der Auszog ein E-Fahrzeug zu kaufen oder „Ey Mann, wo is mein Auto?“
oder: Von einem der Auszog ein E-Fahrzeug zu kaufen oder „Ey Mann, wo is mein Auto?“
Meine Reise zur E-Mobilität
Die Heimreise
Eigentlich wäre mein Bericht mit jedem konventionellem Auto mit dem Artikel „Die Pässe“ beendet gewesen. Eigentlich hätte der Bericht nur aus „Die Pässe“ bestanden.
Aber mit einem Elektroauto (selbst mit mit Rangeextender :-)) könnte ja auch die Heimreise ein Abenteuer sein.
Und so habe ich doch noch so manches zu Berichten.
Am Morgen, nach einem guten Frühstück , erwartet uns der Volt dieses Mal in bester Laune. Das Wetter zeigt sich leider nicht von seiner besten Seite - es ist und bleibt bewölkt. Was hatten wir gestern für ein Glück!
Die Steckdose hat über Nacht Spannung gehalten und so ist der Volt randvoll und giereig auf weitere Kilometer.
Und da geht es aber auch schon los. Wir haben eine LANGE Strecke bergab vor uns, und so wäre es optimal gewesen das Auto eben nicht vollständig zu laden - eher nur bis zu ca. 80%. Den Rest der Ladung hätten wir durch Rekuperation gratis bekommen. Aber:
1.Daran hat gestern niemand gedacht
2.Der Volt hat keine Einstellung die ein teilweises Laden (z.B. bis 80%) auswählen lässt.
Als Workaround kann man aber die Ladeendzeit angeben und so provozieren das die Batterie nicht vollständig geladen ist. Das werde ich beim nächsten Mal ausprobieren.
Andererseits - was macht der Volt bergab wenn die Batterien voll sind? Immerhin dient die Rekuperation auch der Unterstützung der Bremse. Ist die Bremse auch ausreichend dimensioniert wenn die Batterie voll ist und wir ein Gefälle fahren?
Das schöne dabei ist, heute müssen wir keinerlei Energie sparen. Und so geht es mit eingschalteter Klimaanlage und dröhnendem Sound ins Tal.
Das Display zeigt an das wir rekupieren. Die Klima und der Sound sind also schon einmal „kostenlos“. Die gefahrenen Kilometer ebenso.
Schon im freien WLAN im Hotel haben wir uns die Strecke der Heimfahrt zurechtgelegt. Erst soll es via Autobahn nach Meran gehen. Von dort dann über das Timmelsjoch nach Österreich und dann wieder via Kufstein und die A8 in die Heimat. Vor dem Aufstig zum Timmelsjoch ist es angebraucht zu klären ob es überhaupt geöffnent ist.
Schon interessant - dem Volt merkt man nicht an das die Batterien voll sind. Die Ingenieure haben mitgedacht. Es ist wohl noch eine kleine Ladereserve vorhanden, und falls diese auch voll ist erzeugt zwar der erste Elektromotor Strom, der aber vom zweiten Elektromotor sofort wieder zum bremsen verbraucht wird.
Im Tal machen wir die Riechprobe. Ganz ohne Bremsen sind wir nicht ausgekommen, aber nichts riecht „verbruzelt“. Die Bremsen sind warm geworden, erfreuen sich aber bester Gesundheit.
Damit geht es auf die Autostrade Richtung Meran. Den Volt schalten wir in den „Halten“-Modus. Aber heute ist Spieltag, wir probieren also die Modi durch.
Zum Zeitvertreib erinnern wir uns an „alte Zeiten“ und merken das wir uns bereits seit 25 Jahren kennen. Vor 25 Jahren wurde der ECC (Euro Computer Club) gegründet - und seitdem finden jeden Freitag treffen in den Clubräumen im schönen Donauwörth in Bayern statt - sehr chillig! Wer Interesse daran hat - schickt mir eine Mail.
Es folgen die unausweichlichen Filmzitate - weisst Du noch? Erinnerst Du Dich noch? Usw.
Und schon sind wir in Meran. Ab in den Halten-Modus! Von dort steigt die Strasse zum Timmelsjoch auf circa 30 km ununterbrochen bis auf 2509 Meter an. Schwerstarbeit für jedes Fahrzeug.
Premiere für den „Berg“-Modus. Im „Berg“-Modus verhält sich der Volt in etwa so als würde er durch Kaugummi fahren - das Gaspedal reagiert in diesem Modus sehr trägt. Wenn man das Gaspedal allerdings voll druchtritt, geht die Maschine ab wie in den anderen Modi. Trotzdem schont das wohl die Batterie.
Ein andere Unterschied zum „Batterie“- oder „Halten“-Modus ist das in diesem Modus der Volt tatsächlich die Batterie laden kann. Und zwar auf ca. 40% der Kapazität. Das dient dazu das immer genug Leistung zum beschleunigen zur Verfügung steht. Der Rangeextender hat ja nur 86PS Leistung, die aber nicht vollständig dem Antrieb dienen.
Das Laden des Akkus ist bei uns Heute aber kein Problem, da die Batterie noch gut über 50% liegt.
Was ist noch besonders? Der Volt blendet 40% der Batterieleistung einfach aus. So sink die im Display angezeigte Reichweite von 42 km auf geringe 22 km. Der Verbennungsmotor bleibt also erst einmal stumm.
Unsere Benzinreichweite liegt beim Start des „Berg“-Modus bei ca. 128km.
Die Höhenmeter zollen Ihren Tribut - die Energiereserven schwinden. Irgendwann fängt der Verbrennungsmotor an zu brummeln. An den Fahreigenschaften ändert sich aber gar nichts.
Eines fällt aber auf. Offensichtlich sind heute alle Verrückten nur auf dem Timmelsjoch unterwegs - „Palm to face“ - die Pässe in den Dolomiten sind ja heute wegen der Fahrradveranstaltung gesperrt. NATÜRLICH treiben sich die Irren auf dem Timmelsjoch herum.
Wer jetzt glaub ich übertreibe, oder habe etwas gegen z.B. Motorradfahrer - ganz und gar nicht. Ich selbst habe noch eine Maschine herumstehen, die ich aber schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzt habe. Ich weiss also wie sich diese Kisten verhalten.
Nur, diese Organspender, fahren wie die Irren. Es wird an Stellen überholt an denen es keinerlei Ausweichmöglichkeiten gibt. Zusätzlich teiben sich berauf/bergab diverse „Supersportwagen“ herum die sich enbenso verhalten wie die Motorradfahrer. Wir warten jede Minute auf ein inniges Zusammentreffen beider Spezies.
Davon abgesehen, hält der Volt aber im Rahmen der gültigen Strassenverkehrsordnung sehr gut mit. Die 370nm des Antriebs sind deutlich spürbar.
So lassen wir uns nicht von den diversen „Grossserienfahrzeugen“ wie den diversen Sx, Mx, GTx, DBx, usw, beeindrucken und steuern mit unserem wirklichen Exoten den Pass an.
Seit längerem fährt ja auch schon Krenni und zeigt sich positiv von den Bergeigenschaften des Volts überrascht. Und in ein Feature das selbst bei seinem Audi S5 fehlt hat er sich spontan verliebt. Das „Friendly Horn“ - die Fussgängerhupe. Diese gibt ein leises und „freundliches“ _ MÖP, MÖP _ von sich.
Und so beschallt Krenni nun die diversen Gruppen von Organspender, Blasern und völlig unbeteiligten mit _MÖP, MÖP_. Welchen Typ Krenni wohl im MYERS-BRIGGS TYPE INDICATOR®-Test bekommen würde?
Ihm ist es egal - es steht ja nur mein Name auf dem Auto - aber bis Heute sind noch keine Leute in schwarzer Lederkleidung oder Funktionsoutdoorklamotten (was für ein Wort) an meiner Haustür aufgetaucht.
Es ist geschafft - 2509m über Normal Null.
Hier oben gibt es zu meiner Überraschung (Krenni ist ein alter Timmelsjocher) tatsächlich relativ preiswerte und gute „Spagetti Bolognese“. Also wenn Ihr mal da seit, greift einfach zu.
Beim Essen geniessen wir die grandiosen 10 Meter Sicht die uns die Wolken gönnen, den Rest malen wir uns in unserer lebhaften Phantasie aus.
Da für unser Wohl nun gesorgt ist erkunden wie den Zustand des Volts. Alles prima. Alles gut. Nur wie geht es weiter? Laut meinem Werkstattmeister der alten Schule fahren Elektroautos ja nur einmal auf einen Pass, und sind dann leer. Das konnte ich ihm auch diese Woche nicht mehr ausreden.
Das die Batterien leer sind haben wir ja unfairer Weise durch den Bergmodus vermieden (und es wäre ja auf dem Pass kein Problem mehr), aber zu unserer Überraschung meldet der Volt einen niedrigen Kraftstoffstand und präsentiert uns netterweise auch schon die nächstens Tankstellen. Eine wirklich hilfreiche Funktion. Leider schweigt sich der Volt aber über die verbleibende Benzinreichweite aus.
Aber wir sitzen ja ab sofort in einem Elektroauto. Das Elektroauto zeigt noch eine Reichweite von 23km an - und ab jetzt geht es bergab! Der Spass geht jetzt erst los!
Naja, zuerst müssen wir die Maut bezahlen, und da Krenni fährt _MÖP, MÖP_...
Fahrerwechsel.
Plötzliche Schrecksekunde - irgendetwas riecht vermort. Aber nach kurzem Check ist klar, was da schmort sind die Bremsen des vor uns fahrenden Wohnmobils. Hat dessen Fahrer noch nie etwas von Motorbremse gehört, oder von Rekuperation. Ok, das war gemein.
So unortodox wie unser Gefährt ist nun auch das Wetter.In Österreich ist mal GUTES Wetter, im Gegensatz zu Italien. Dort war SCHLECHTES Wetter.
Aber da wir in Östereich sind, beschliessen wir die „günstigen“ Spritpreise zu nutzen und den Volt wieder anständig aufzutanken. Zudem ist unser Vorrat an Gummibärchen aufgebraucht. Da ich mit dem Volt auch sehr selten an einer Tankstelle halte, nutzen wir den Stop um alle Scheiben und Scheinwerfer zu säubern. Inzwischen habe ich auch das Reifendruckkontrollsystem und die Ölqualitätsanzeige zu schätzen gelernt. Solche Dinge kontrolliert man ja eigentlich beim Tanken - nur das muss ich ja fast gar nicht mehr.
An der Tanke haben wir übrigens wieder eine elektrische Reichweite von 43 km :-).
Wir tanken 30 Liter Super. Also waren auf dem Pass noch 5 Liter im Tank, genug für 80-100km.
Eine nette Überraschung erwartet uns einige Kilometer später. Michaela und Michael überholen uns in ihrem orangen Tesla Roadter. Sie machen für die Nacht noch einen Stop im Öztal und schliessen sogleich den Tesla an eine Drehstromsteckdose am Hotel an. So be- und entschleunigt einem die Elektromobilität.
Wir aber müssen weiter. Am Montag wartet schon wieder das Büro auf uns beide.
Mir fällt eines auf. Zum ersten Mal muss ich die Klimaanlage in die höchste Stufe stellen, warum nur? Es ist nicht wirklich warm. Aber die Sonne scheint. Erst Tage später kommt mir die Erleuchtung. Es lag am Verbrennermotor. Dieser erzeugte auf der Autbahn so viel Wärme das er das gesamte Auto aufheizte. Etwas, was im Elektromodus nicht auftritt - da gibt es keine Abwärme.
Unabhängig vom Volt, aber trotzdem interessant finde ich noch folgende Beobachtung. Auf den Autobahen in Italien und Österreich ist ein entspanntes cruisen auf Niveau des jeweiligen Tempolimits möglich. Überschreitet man aber die Grenze nach Deutschland, fällt einem sofort folgendes auf:
-Die Strasse wird schlecht.
-Die Geschwündigkeit ist auf 80 kmh begrenzt. Dann Baustelle, dann für 1km ist die Begrenzung aufgehoben, dann wieder 80 kmh. Dies wiederholt sich beliebig oft.
-Die Fahrweise wird aggressiever. Dabei nerven besonders die aggressiven Drängler in ihren Firmenwagen, aber genauso die verkehrserziehenden Mittelspurfahrer (es war Sonntag, keine LKWs auf der rechten Spur) in silbergrauen Mittelklasselimusinen - was geht mich Euch eigentlich ab?
Vielleicht schlagen ja die Vibrationen von Verbrennungsmotoren auf das Gehirn. Der Volt verleitet da eher zum entspannten Gleiten. Das ist aber nur eine wissenschaflich nicht bestätigte Vermutung meinerseits.
Trotz Verkehrserziehern und Dränglern kommen wir gut bei mir Zuhause an.
Auf der Rückfahrt haben wir 449,5 km zurückgelegt. Davon 136,8 km elektrisch. Verbraucht haben wir dabei 10,2 kwh und 20,5 Liter Benzin. Nicht schlecht, oder?
Der Wuschelkopf begrüsst uns begeistert. Krenni muss noch etwas weiter und blubbert in seinem V6 von Hof. Naja, das wird sich auch noch ändern :-).
So bin ich zu Hause und wir, werte Leser, am Ende angekommen. Vielen Dank das Ihr alle durchgehalten habt. Es war ein tolles Wochenende und ich habe viel über die Elektromobilität gelernt und die Feinheiten des Volts erkunden können. An manchen Stellen ist es erstaunlich wieviel Gehirnschmalz in dieses Auto beflossen ist.
Toll waren auch die interessanten Menschen die wir getroffen haben.
Bis zum nächsten Mal!
Euer
Voltolero.de
Sonntag, 30. September 2012
Special ECO DOLOMITES - Die Heimreise